Manchmal erhalten barocke Kunstwerke eine erschreckende Aktualität. Angesichts des Krieges in der Ukraine haben wir die allegorische Darstellung „Der Krieg vertreibt den Frieden“ in unsere Dauerausstellung integriert. Das Gemälde stammt von einem bislang nicht identifizierten italienischen Meister und entstand im 17. Jahrhundert, bekanntlich eine der blutigsten Zeiten in Europa. Immer wieder fanden kriegerische Auseinandersetzungen statt, wobei der Dreißigjährige Krieg ohne Zweifel als der schrecklichste Konflikt der Vormoderne in die Geschichte Europas eingegangen ist. Am Ende lagen allein in Deutschland weite Landstriche in Trümmern und etwa 40 Prozent der Bevölkerung bezahlten mit ihrem Leben.
Das Gemälde zeigt den unbekleideten Kriegsgott Mars mit Fackel und gezücktem Schwert, der in weitem Schritt über einen am Boden liegenden Krieger die nach rechts fliehende weibliche Gestalt des Friedens in gelbem Gewand verfolgt. Links hinter ihm erkennt man die angekettete Gestalt der Furie mit Schlangen und Fackel in den Händen, die im nächsten Moment auszubrechen scheint. Waffen am Boden sowie ein Schwerterzweikampf am rechten Bildrand verdeutlichen das grausige Geschehen, vor dem eine Mutter mit ihrem Kind im Arm rechts im Vordergrund Schutz sucht. Ihre aufgerissenen Münder lassen den Schrecken erahnen. Dessen ungeachtet verkündet die allegorische Gestalt der Fama (der Ruhm) am Himmel mit Fanfare von dem Vormarsch des Krieges.
Bei allem Schrecken, den auch die Zeitgenossen sicher vor Augen hatten, galt der Krieg doch immer als zwar gefährliches aber letztlich probates Mittel politischer Führung. So war es im 17. Jahrhundert und so wurde es im großen Ganzen auch in den folgenden Jahrhunderten gesehen, bis schließlich im 20. Jahrhundert mit zwei Weltkriegen der traurige Höhepunkt erreicht wurde. Seitdem glaubte man in Europa die Gefahr eines Krieges gebannt und sollte damit auch größtenteils Recht behalten – sieht man von den furchtbaren Kriegen im ehemaligen Jugoslawien einmal ab. Leider belehren uns die aktuellen Ereignisse in der Ukraine eines Besseren und zeigen, wie fragil letztlich der Frieden in Europa sein kann.