Lange bevor das Porträt der Elsbeth Tucher (Abb. 1) den 20 Mark-Schein zierte (1961-1992), stand Albrecht Dürer schon hoch im Kurs und bis heute ist der Nürnberger für viele der deutsche Renaissancekünstler schlechthin. Sein breit gefächertes Können steht ganz in diesem Geiste: Goldschmiedekunst, Malerei, Zeichnung, Drucke und auch Kunsttheorie zählen zu seinen Schaffensfeldern.
Sein Sinn zur Naturerfassung, der sich unter anderem in den Tier- und Pflanzenaquarellen findet, beeindruckt uns bis heute. Doch neben diesem stilisierten Bild des Universalgenies, zeichnet sich Dürer ebenso durch seinen Geschäftssinn aus: Ab 1497 wurden alle Drucke der stetig wachsenden Dürer-Werkstatt mit dem Monogramm AD versehen (Abb. 2). Die ‚Marke Dürer‘ etablierte sich fest und zwar europaweit. Das Monogramm kam einer Art Gütesiegel gleich, das sogar von Fälschern zur Aufwertung von Objekten genutzt wurde. Dies zeugt vom hohen Wert der Werkstattarbeiten und liefert ein frühes Beispiel von Markenfälschung, die bekanntlich bis heute praktiziert wird.
Auch auf dem Porträt der Elsbeth Tucher kann man in der linken unteren Ecke noch Reste eines Monogrammes erkennen, welches allerdings – wie auch die Beschriftung rechts oben – nicht von Dürer selbst stammt, sondern später hinzugefügt wurde. Sie ist im Dreiviertelprofil zur rechten Seite gewandt als Brustbild dargestellt. Mit ihrer rechten Hand hält sie einen Ring mit zwei farbigen Steinen. Ihre zeitgenössische Kleidung entspricht ganz jener einer Ehefrau oberen Standes. Die weiße in sich gemusterte Haube, deren zusammengebundener Stoff hinab über die linke Schulter fällt, wird von einem goldenen Band mit Initialen umfasst. Ihr dunkelgrünes Kleid ist von einer Doppelborte in Weiß und Gold abgesetzt. Am Ausschnitt sind die verzierten Initialen ihres Mannes angebracht, zudem trägt sie eine goldene Gliederkette. Der Hintergrund ist zweigeteilt: Die rechte Seite zeigt eine Art Brokattapete mit Granatapfelmuster, auf der linken Seite ermöglicht eine Fensteröffnung den Blick auf eine grüne Landschaft mit Bergen und Gewässern, über welcher sich an einem eher weißen Himmel graue Wolken befinden.
Ursprünglich bildete die Tucher-Dame das Pendant zum Bildnis ihres Ehemanns Niclas Tucher, welches heute als verschollen gilt. Die Porträts des Ehepaars Neudörffer aus der Kasseler Sammlung zeigen, wie solche Bildnisse einander gegenüberstanden (Abb. 3). Die Tafeln waren meist mit einem Scharnier als Doppelbildnis (Diptychon) verbunden. Solche Ehebildnisse waren weit verbreitet und wurden von Dürer selbst und seinen internationalen Malerkollegen in umfangreichem Maße produziert. Somit vereint sich in der Person Albrecht Dürers ein künstlerisches Talent, das ebenso den organisatorischen Sinn besaß, seine Kunst effizient zu vermarkten.