Teil II
Tag 4. Donnerstag der 16.09.21
Heute wechselten wir unser Quartier. Pünktlich um 8.00 Uhr saßen wir im Bus und fuhren bei strömendem Regen 5 Stunden von Viareggio nach Südtirol.
Dort angekommen, hatten wir den ersten Termin in der Gartenbaufachschule in Laimburg, die für die Ausbildung der Gärtner*innen im gesamten Südtiroler Tal zuständig ist. Nach der langen Busfahrt haben wir uns in der Schulkantine ordentlich gestärkt. Beeindruckt waren wir von den strikten Corona-Kontrollen, die von den Südtiroler*innen sehr gründlich an uns vorgenommen wurden. Sogar unsere Temperatur wurde gemessen – das war uns aus der Heimat (noch) gänzlich unbekannt.
Dann wurden wir von der Direktorin und einer weiteren Lehrerin über das System der Ausbildung in Südtirol informiert. Diese Ausbildung ist ganz anders, als wir sie in Pistoia kennengelernt haben. Die Schüler*innen bleiben von Montag bis Freitag im Internat und haben täglich 2–4 Stunden praktischen Unterricht. Die Ausbildung ist auch thematisch breiter gefächert und geht im Vergleich zu unserer in vielen Bereichen dafür aber nicht so sehr ins Detail. Ein wie wir fanden interessantes Konzept, das uns auch für unsere Arbeit als Ausbildende neue Perspektiven eröffnet. Anschließend wurden wir über das Gelände geführt und konnten uns Fachräume der Schule ansehen und sogar Einblicke in den praktischen Unterricht in einem Gewächshaus miterleben.
Als letzter Programmpunkt des Tages stand die Besichtigung eines Felsenkellers an, der sich auch auf dem Schulgelände befindet. Dieser dient als Weinlager, was uns insofern gefreut hat, weil die Besichtigung mit einer entsprechenden Verköstigung endete. Der Chef des Weinguts zelebrierte die Verkostung der edlen Tropfen mit großer Geste, was uns allen sehr gefallen hat. Da in der MHK-Gärtnerei die Biertrinker*innen vorherrschen, konnten wir die Qualität der aufgetischten Weine allerdings nur erahnen. Bevor wir zurück nach Bozen in unsere Unterkunft fuhren, haben wir uns aber noch mit einigen Kartons der Spitzenweine eingedeckt.
Tag 5. Freitag der 17.09.21
Heute besichtigten wir die im Jahr 2001 neu angelegten Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Diese relativ junge Gartenanlage wurde auf einer Fläche von 12 Hektar angelegt und erstreckt sich über einen Höhenunterschied von 100 Metern. In einem Vortrag vor Ort erhielten wir Einblicke in die Pflege und die Arbeitsabläufe innerhalb der Anlage. Wir erfuhren, dass die Südtiroler Kolleg*innen dort keine Pflanzenschutzmittel verwenden – zu unserem Erstaunen nicht einmal biologische! Bei einem anschließenden Rundgang konnten wir uns selbst von der Gesundheit der Pflanzen überzeugen. Da sind uns die Kolleg*innen um einiges voraus!
Der Park ist in mehrere Themenbereiche gegliedert. Am höchsten Punkt befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen herrlichen Blick über das Meraner Tal hat. Nicht nur der steile Aufstieg dorthin bei 30 Grad und Sonnenschein hat uns einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben, sondern auch die Gitterroste der Plattform, durch die hindurch man in die Tiefe sehen konnte. Ein Nervenkitzel der besonderen Art!
Nach einem leckeren Mittagessen im Restaurant des Parks wurde das letzte Ziel dieser sehr schönen Reise angesteuert, der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Platter. Herr Platter und zwei seiner Mitarbeiter führten uns durch den Betrieb und das Gartencenter, wobei wir auch Einblick in die Büros und Baustellenpläne bekamen. Die Firma beschäftigt sogar einen hauseigenen Architekten, was bei Einzelaufträgen von bis zu 250.000 € aber nicht wirklich verwundert.
Im Anschluss an die Führung über das Werksgelände kamen wir und die Lehrer*innen der Berufsschule mit dem Firmeninhaber ins Gespräch und stellten gemeinsam Überlegungen über einen möglichen deutsch-italienischen Auszubildendenaustausch an. Wir hoffen sehr, dass unser Gespräch der Beginn eines solchen Angebots für angehende Gärtner*innen sein kann und wir mit der Unterstützung der Willy-Brandt-Schule im Rahmen des europäischen Erasmus-Programms einen regen Austausch verwirklichen können. Wir sind fest davon überzeugt, dass solche Auslandsaufenthalte unsere Azubis ernorm bei Ihrer Entwicklung fördern werden – und das sowohl auf professioneller als auch zwischenmenschlicher Ebene.
Tag 6. 18.09.21 – Abfahrt und Resümee
Heute Morgen stand die Heimreise an. Um 8:00 starteten wir in Bozen und nach einer Grenzkontrolle mit Besuch der Bundespolizei im Bus und einem Stop and Go um München, kamen wir alle glücklich und erschöpft um 20:00 Uhr wieder am Ausgangsort unserer Reise an.
Auch wenn wir ein strammes Programm absolviert haben, hat uns die Reise sehr gut gefallen. Abseits der vielen Fürhrungen, Besichtigungen und Vorträge war stets auch genug Zeit um mit Kolleg*innen in lockerer Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Dabei gab es nicht wenige neue Erkenntnisse, Denkanstöße und Verbesserungsvorschläge – auch wenn wir uns alle einig waren, dass wir auf unserer Reise keine wirkliche Alternative zu unserem dualen Ausbildungssystem in Deutschland kennengelernt haben.