Pünktlich zum zweiten Advent und winterlichen Temperaturen mit Schneefall präsentiert die Gemäldegalerie Alte Meister wie alle Jahre das Weihnachtsbild von Nikolaus Hoffmann. Als eines der ersten historischen Dokumente vom Weihnachtsfest wie wir es kennen, hat es sich diesen Ehrenplatz aber auch redlich verdient.
Das warme Kerzenlicht und die geschmückte Stube laden ein, die Szene genauer zu betrachten und vielleicht auch schon einmal selbst über die Planung zum anstehenden Fest nachzudenken. Bei Hoffmann bleibt es ganz intim im engsten Familienkreis, wohingegen mancher je nach Konstellation wahre Meisterleistungen der Festtagsorganisation zu bewältigen hat. Dabei spielt nicht nur die Bescherung, sondern natürlich auch das Weihnachtsessen keine unwichtige Rolle. Ob die Vorbereitungen so pompös ausarten müssen wie im Küchenstück von Adriaen von Utrecht sei einmal dahingestellt. Sicherlich entsprechen sie nicht mehr unseren heutigen Ansprüchen von Maß und Nachhaltigkeit.
Für alle, die sich grundsätzlich nicht für die Weihnachtsgans begeistern können, findet sich vielleicht eine Inspiration bei Joachim Beuckelaers Obst- und Gemüsestillleben, welches jedes Veganer-Herz eigentlich höherschlagen lassen sollte. Allerdings nur solange die arme Ente in den Händen der Magd nicht entdeckt wurde…
Es zeigt sich also wieder einmal: Alte Meister können uns manchmal auch für die Planung festlicher Anlässe eine ganz große Inspiration sein.
Auch dieses Jahr präsentiert die Gemäldegalerie Alte Meister in Schloss Wilhelmshöhe pünktlich zur beginnenden Adventszeit das Weihnachtsbild von Nikolaus Hoffmann. Das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Bild ist eine der ältesten Darstellungen des Weihnachtsfestes, so wie wir es kennen. So zeigt es nicht nur eine heimelige Festtagsszene, sondern stellt gleichzeitig ein historisches Dokument dar.
Schauen wir uns nämlich die Szene einmal genauer an, so ist unschwer erkennbar, dass diverse Festtraditionen schon damals in Gebrauch waren. Dies gilt ganz besonders für den mit Kerzen, Früchten und einer Statuette geschmückten Tannenbaum, der hinter dem Tisch in der Stube aufgestellt ist. Der konkrete Ursprung des Weihnachtsbaumes ist bis heute nicht gänzlich geklärt, jedoch finden sich verschiedene Quellen, die mehrere Jahrhunderte zurückreichen. Der heidnische Brauch, sich zur Wintersonnenwende immergrüne Zweige ins Haus zu holen, um den Wintergeist zu vertreiben, ist dabei ein Glied in der Kette, die zu unserem heutigen Weihnachtsbaum führt. So wurden aber auch im christlichen Kontext zuvor Nadelbäume rege verwendet: Zur Inszenierung biblischer Szenen verwendete man sie als Paradiesbaum und hängte einen Apfel als Frucht der Erkenntnis daran. Der ein oder andere wird hier vielleicht schon an den heimischen Weihnachtsbaum erinnert. Im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Brauch schließlich in den privaten Haushalten durch. Eine Krippe finden wir zwar nicht auf dem Bild, allerdings soll die Familienkonstellation im Hintergrund doch recht deutlich Assoziationen mit der Heilige Familie hervorrufen.
Doch nicht nur der Schmuck, auch die Geschenke für die braven Kinder sind in Hoffmanns Weihnachtsbild aufgenommen. Hier ist es allerdings nicht der Weihnachtsmann mit Elfen und Rentieren, sondern das Christkind, welches mit seinem buckeligen Knecht Ruprecht große Augen aber auch Tränen hervorruft, wie vorne rechts zu sehen ist. Jedenfalls scheinen hier noch keine Lieferengpässe das „Glück der Weihnacht“ in Gefahr gebracht zu haben, schaut man einmal auf den reich bestückten Gabentisch mit Spielzeug.
Wie wir dieses Jahr Weihnachten feiern, steht bekanntlich ja wieder einmal in den Sternen. Wer noch nach den richtigen Geschenken sucht, sollte einiges vielleicht von der Liste streichen: Neben Fahrrädern und Smartphones sind ebenfalls Sneakers auf der Liste der Raritäten. Einem ruhigen Zusammensein in den eigenen Vier Wänden wird dies aber auch nicht im Wege stehen und wie uns Hoffmanns Szene zeigt, kann im Notfall auch ein Apfel über eventuelle Tränen der Enttäuschung hinwegtrösten.
Beim Stöbern in alten Kochbüchern kann man sich schon mal auf Weihnachten einstimmen! Auch wenn man diese Rezepte manchmal erst in unsere Zeit übersetzen muss, lohnt es sich vielleicht doch mal, eines davon zu testen. In der Sammlung Volkskunde findet sich da etwa das Kochbuch von Henriette Davidis-Holle Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche aus dem Jahr 1900. Das Rezept für Gewürzplätzchen bietet hier auch gleich eine kleine Einstimmung auf die weihnachtliche Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Adventskranz bis Zimtstange – Pflanzen und Gewürze zur Weihnachtszeit!
Gewürzplätzchen nach Henriette Davidis-Holle1 kg Mehl, 1, kg Zucker, 12 große oder 14 kleine Eier, die Schale von 2 Citronen, 60 g Succade, 7 g gestoßene Nelken, 8 g gestoßener Zimt, 8 g gestoßener Kardamom.Eier, Zucker und Gewürz werden ½ Stunde gerührt und nach und nach das Mehl hinzugegeben. Die Platte wird mit Wachs bestrichen, die Masse theelöffelweie darauf gelegt und gelbbraun gebacken.
Vor allem braucht man hier Gewürze und zwar die für die Weihnachtsbäckerei typischen: Nelken, Zimt und Kardamom. Alle drei kommen von weit her und es ist doch einigermaßen überraschend, dass ausgerechnet Gewürze vom anderen Ende der Welt einen unverzichtbaren Beitrag zu unserem Weihnachtsgebäck leisten! Nelken stammen ursprünglich aus Indonesien, Zimt aus Sri Lanka und Kardamom aus Indien. Alle gelangten schon im Mittelalter bis nach Europa und wurden hier mit Gold aufgewogen! Vermutlich fanden sie ihren Weg in unser Weihnachtsgebäck weil sie so teuer und kostbar waren, dass man sie eben nur bei besonderen Anlässen wie dem Weihnachtsfest verwendete. Außerdem enthalten die typisch weihnachtlichen Gewürze einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Diese fördern die Verdauung, regen den Appetit an und stärken die Abwehrkräfte. Wir können uns bei übermäßigem Plätzchengenuss also damit herausreden, dass hier ja medizinischen Gründe im Vordergrund stehen!
Weitere Zutaten für die Gewürzplätzchen sind die abgeriebene Schale von Zitronen und „Succade“. Letzteres ist heute unter dem Namen Zitronat zu haben und vor allem für Weihnachtsstollen und Gewürzbrot unverzichtbar. Und auch die Zitrone sowie die spezielle Zitronatzitrone (BILD03) stammen ursprünglich aus Indien bzw. China. Zusammen mit der Bitterorange, die für das Orangeat zuständig ist, sind sie die ältesten Zitrusfrüchte, die es bis nach Europa geschafft haben. Vielleicht wurden sie schon von den Römern kultiviert, sicher aber von den Arabern im 9. Jh. n. Chr. in Sizilien angebaut.
Bei genauer Betrachtung erweist sich also unser traditionelles Weihnachtsrezept als recht international! Dass das für viele „Zutaten“ des Weihnachtsfestes gilt, läßt sich in der stimmungsvollen Weihnachtsausstellung im Landesmuseum feststellen. Und vom Weihnachtsstern bis zur Dattel, von der Mandarine bis zum Weihnachtskaktus – erstaunlich oft spielen Pflanzen und ihre Produkte eine wichtige Rolle! Und hier das Rezept übertragen in unsere Zeit zum Ausdrucken und Nachbacken, ggf. die Menge halbieren oder dritteln:
1 kg Mehl1 kg Zucker12 Eier
geriebene Schale von 2 Bio-Zitronen, alternativ Zitronenaroma
60 g Zitronat7 g gemahlene Gewürznelken (Nelkenpulver) (1 stark gehäufter Teelöffel)
8 g Zimtpulver (2 gehäufte Teelöffel)
8 g gemahlener Kardamom (2 gehäufte Teelöffel)
Eier, Zucker und Gewürze sowie Zitronenschale und Zitronat in eine Schüssel geben und gut vermischen. Nach und nach das Mehl hinzugeben. Von der fertigen Mischung teelöffelweise Teig auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Im vorgeheizten Ofen etwa 15 Minuten backen (E-Herd: 150 °C/Umluft: 125 °C/Gas: Stufe 1).