Damals wie heute? Weihnachten im Laufe der Jahrhunderte

Auch dieses Jahr präsentiert die Gemäldegalerie Alte Meister in Schloss Wilhelmshöhe pünktlich zur beginnenden Adventszeit das Weihnachtsbild von Nikolaus Hoffmann. Das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Bild ist eine der ältesten Darstellungen des Weihnachtsfestes, so wie wir es kennen. So zeigt es nicht nur eine heimelige Festtagsszene, sondern stellt gleichzeitig ein historisches Dokument dar.

Nikolaus Hoffmann, Weihnachtsbescherung, 1760–1770, MHK

Schauen wir uns nämlich die Szene einmal genauer an, so ist unschwer erkennbar, dass diverse Festtraditionen schon damals in Gebrauch waren. Dies gilt ganz besonders für den mit Kerzen, Früchten und einer Statuette geschmückten Tannenbaum, der hinter dem Tisch in der Stube aufgestellt ist. Der konkrete Ursprung des Weihnachtsbaumes ist bis heute nicht gänzlich geklärt, jedoch finden sich verschiedene Quellen, die mehrere Jahrhunderte zurückreichen. Der heidnische Brauch, sich zur Wintersonnenwende immergrüne Zweige ins Haus zu holen, um den Wintergeist zu vertreiben, ist dabei ein Glied in der Kette, die zu unserem heutigen Weihnachtsbaum führt. So wurden aber auch im christlichen Kontext zuvor Nadelbäume rege verwendet: Zur Inszenierung biblischer Szenen verwendete man sie als Paradiesbaum und hängte einen Apfel als Frucht der Erkenntnis daran. Der ein oder andere wird hier vielleicht schon an den heimischen Weihnachtsbaum erinnert. Im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Brauch schließlich in den privaten Haushalten durch. Eine Krippe finden wir zwar nicht auf dem Bild, allerdings soll die Familienkonstellation im Hintergrund doch recht deutlich Assoziationen mit der Heilige Familie hervorrufen.

Doch nicht nur der Schmuck, auch die Geschenke für die braven Kinder sind in Hoffmanns Weihnachtsbild aufgenommen. Hier ist es allerdings nicht der Weihnachtsmann mit Elfen und Rentieren, sondern das Christkind, welches mit seinem buckeligen Knecht Ruprecht große Augen aber auch Tränen hervorruft, wie vorne rechts zu sehen ist. Jedenfalls scheinen hier noch keine Lieferengpässe das „Glück der Weihnacht“ in Gefahr gebracht zu haben, schaut man einmal auf den reich bestückten Gabentisch mit Spielzeug.

Wie wir dieses Jahr Weihnachten feiern, steht bekanntlich ja wieder einmal in den Sternen. Wer noch nach den richtigen Geschenken sucht, sollte einiges vielleicht von der Liste streichen: Neben Fahrrädern und Smartphones sind ebenfalls Sneakers auf der Liste der Raritäten. Einem ruhigen Zusammensein in den eigenen Vier Wänden wird dies aber auch nicht im Wege stehen und wie uns Hoffmanns Szene zeigt, kann im Notfall auch ein Apfel über eventuelle Tränen der Enttäuschung hinwegtrösten.

Bella Italia! Ein Reisetagebuch der MHK-Gartenabteilung

Teil I

Die Anreise

Am Samstag, den 11. September 2021 um 18:00 Uhr starten 30 Gärtner*innen und Lehrer*innen gut gelaunt mit einem Reisebus vom Schulhof der Kasseler Willy-Brandt-Schule in Richtung Italien.

Das Ziel ist die Toskana. Die Erasmus-Reise soll dem Austausch von Erfahrungen im Bereich von Lernmethoden, Pflanzenverwendung und -anzucht, Gartengestaltung und -pflege dienen. Neben diesem Austausch dient die Reise aber auch dem Kennenlernen und dem Ausloten von möglichen Kooperationen in der Gärtner*innenausbildung zwischen italienischen Gartenbaubetrieben und nordhessischen Unternehmen.

Von der MHK waren die Gärtnerin Sara Degli Angeli, die auch als hervorragende Übersetzerin tätig war, und die drei Gärtnermeister und Ausbilder Philipp Hankel, Alexander Geißler und Kai Lipphardt mit an Bord.

Nach einer langen Nacht ohne viel Schlaf in den engen Sitzen erreichten wir nach knapp 17 Stunden Fahrt ziemlich übermüdet unser Hotel in Viareggio. Das Wetter entschädigte uns mit 30 Grad für die lange Anreise. Der Sonntag stand zur freien Verfügung, einige erkundeten die Umgebung und den Pool am Hotel, andere gingen ans nahgelegene Meer.

Tag 1. Montag der 13.09.21

Heute hieß es um 7:00 Uhr frühstücken, denn bereits um 8:00 Uhr fuhren wir Richtung Carrara in das größte Abbaugebiet für Marmor in Italien.  Die erste Station war ein Marmor-Sägewerk. Dort wurde uns die Verarbeitung der Marmorblöcke, der Transport, der Schnitt und das Polieren der Platten gezeigt. Anschließend durften wir die Bildhauerwerkstatt auf dem gleichen Gelände besuchen.

Hier erhielten wir Einblicke, wie aus einem Stück Marmor mit viel Erfahrung, Geduld und künstlerischem Geschick Kunstschönheiten entstehen.

Anschließend fuhren wir mit dem Bus nach Fantiscritti. Dort befinden sich die meisten Marmorbrüche in der Umgebung von Carrara. Dem Busfahrer wurde auf den engen Straßen und Spitzkehren alles abverlangt. Die letzten 500m mussten wir zu Fuß zurücklegen. Oben am Berg angekommen, ging es mit Bullis durch einen engen, 600m langen Tunnel in den Berg hinein. Dort konnten wir uns ein Bild vom Marmorabbau Untertage machen. Es war sehr imposant dort die Dimensionen zu sehen und mit welchen Maschinen und Geräten der Marmor aus dem Stein geschnitten wird.

Zum Abschluss des sehr informativen Tages besuchten wir oben am Berg ein Freiluftmuseum, das uns den Marmorabbau vor Ort über seine historischen Anfänge bis heute näherbrachte.

Tag 2. Dienstag der 14.09.21

Heute ging es in ein ländliches Gebiet zu einem ökologisch geführten Weinberg in Riparbello. Wir wurden durch den 4,5 Hektar großen Weinberg geführt, der seit 1980 existiert.

Der Besitzer erläuterte uns die Düngung, Schnitttechniken, Bodenbearbeitung und die Ernte bis hin zum fertigen Wein. Da zu dem Weingut auch 100 Olivenbäume gehören, wurde nach der Führung zu unserer Freude nicht nur Wein, sondern auch Olivenöl verköstigt.

Gut gestärkt konnten wir uns dort am Nachmittag mit Hammer und Meißeln auch selbst als Bildhauer*innen versuchen. Schnell wurde uns klar, wie schwierig es doch ist den Stein nach seinen eigenen Vorstellungen zu formen. Umso mehr schätzen wir nun die Statuen bei uns in der Heimat im Kasseler Marmorbad! Trotz unserer bescheidenen künstlerischen Leistungen hatten wir alle großen Spaß. Anschließend kauften wir noch einige Kisten Wein und Olivenöl und traten die Rückfahrt zum Hotel an.

Das Wetter und der ständige Blick auf die sanfte Hügellandschaft der Toskana machten den Tag zu einem wunderschönen Erlebnis für uns alle.

Tag 3. Mittwoch der 15.09.21

Gleich am Vormittag fuhren wir in die größte Baumschule Europas in Pistoia. Nach unserer Ankunft erhielten wir einen Vortrag von Vertetern einer rennomierten Fachfirma über die neusten Entwicklungen im Bereich der computerbasierten Planung von Gärten. Danach trafen wir uns mit Lehrer*innen der Schule von Pistoia um uns über die unterschiedlichen Ausbildungssysteme auszutauschen. Ein duales System gibt es in Italien nicht.  Dort wird hauptsächlich theoretisch ausgebildet. Nur 220 Stunden Praxis im Betrieb benötigen die Auszubildenden bis zu ihrer Abschlussprüfung. Unser im Vergleich sehr praxisorientiertes Ausbildungssystem ist dabei auf großes Interesse gestoßen.

Nach einem leckeren Mittagessen in der Baumschule, wurden wir Corana-bedingt in drei Gruppen aufgeteilt. Wir fuhren mit Elektrofahrzeugen, die Ähnlichkeiten wie jene auf Golfplätzen hatten, zwei Stunden durch die Containerpflanzen und waren erschlagen von der Vielzahl der unterschiedlichsten Gehölze. Unseren Golfwagen fuhr der zweite Chef der Baumschule, der zu unserer Freude gut Deutsch sprach und so konnten wir ihn mit Fragen löchern. Hier hätten wir Gärtner*innen uns gerne noch länger aufgehalten.

 Zum Abschluss besichtigten wir noch eine große Schauhalle, in der von den einzelnen Pflanzen einige Exemplare für den Verkauf ausgestellt waren. Um eine Vorstellung von der Größe und der Arbeitsprozesse innerhalb der Anlage zu bekommen: jeden Tag verlassen zwischen 40 und 50 voll beladene LKW den Betrieb, es gibt 350 Gabelstapler und allein 6 Techniker, die für die automatisch gesteuerte Bewässerung zuständig sind. Hauptabnehmer sind in Europa, Frankreich, Deutschland und die Niederlande. Ein großer Teil der Pflanzen wird auch in den Fernen Osten verschifft, z. B. nach Dubai oder die Vereinigten Emirate.

to be continued.....der zweite Teil des Reistagebuchs erscheint am 1. Dezember!

Kardamom, Zimt und Zitronen… eine kleine kulinarische Einstimmung auf die weihnachtliche Ausstellung im Hessischen Landesmuseum

Beim Stöbern in alten Kochbüchern kann man sich schon mal auf Weihnachten einstimmen! Auch wenn man diese Rezepte manchmal erst in unsere Zeit übersetzen muss, lohnt es sich vielleicht doch mal, eines davon zu testen. In der Sammlung Volkskunde findet sich da etwa das Kochbuch von Henriette Davidis-Holle Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche aus dem Jahr 1900. Das Rezept für Gewürzplätzchen bietet hier auch gleich eine kleine Einstimmung auf die weihnachtliche Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Adventskranz bis Zimtstange – Pflanzen und Gewürze zur Weihnachtszeit!

Gewürzplätzchen nach Henriette Davidis-Holle

1 kg Mehl, 1, kg Zucker, 12 große oder 14 kleine Eier, die Schale von 2 Citronen, 60 g Succade, 7 g gestoßene Nelken, 8 g gestoßener Zimt, 8 g gestoßener Kardamom.

Eier, Zucker und Gewürz werden ½ Stunde gerührt und nach und nach das Mehl hinzugegeben. Die Platte wird mit Wachs bestrichen, die Masse theelöffelweie darauf gelegt und gelbbraun gebacken.

Vor allem braucht man hier Gewürze und zwar die für die Weihnachtsbäckerei typischen: Nelken, Zimt und Kardamom. Alle drei kommen von weit her und es ist doch einigermaßen überraschend, dass ausgerechnet Gewürze vom anderen Ende der Welt einen unverzichtbaren Beitrag zu unserem Weihnachtsgebäck leisten! Nelken stammen ursprünglich aus Indonesien, Zimt aus Sri Lanka und Kardamom aus Indien. Alle gelangten schon im Mittelalter bis nach Europa und wurden hier mit Gold aufgewogen! Vermutlich fanden sie ihren Weg in unser Weihnachtsgebäck weil sie so teuer und kostbar waren, dass man sie eben nur bei besonderen Anlässen wie dem Weihnachtsfest verwendete. Außerdem enthalten die typisch weihnachtlichen Gewürze einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Diese fördern die Verdauung, regen den Appetit an und stärken die Abwehrkräfte. Wir können uns bei übermäßigem Plätzchengenuss also damit herausreden, dass hier ja medizinischen Gründe im Vordergrund stehen!

Weitere Zutaten für die Gewürzplätzchen sind die abgeriebene Schale von Zitronen und „Succade“. Letzteres ist heute unter dem Namen Zitronat zu haben und vor allem für Weihnachtsstollen und Gewürzbrot unverzichtbar. Und auch die Zitrone sowie die spezielle Zitronatzitrone (BILD03) stammen ursprünglich aus Indien bzw. China. Zusammen mit der Bitterorange, die für das Orangeat zuständig ist, sind sie die ältesten Zitrusfrüchte, die es bis nach Europa geschafft haben. Vielleicht wurden sie schon von den Römern kultiviert, sicher aber von den Arabern im 9. Jh. n. Chr. in Sizilien angebaut.

Zitronatzitrone, Abbildung aus „Duhamel du Monceau, Traité des arbres et arbustes que l’on cultive en France en pleine terre, Paris 1801-1819“

Bei genauer Betrachtung erweist sich also unser traditionelles Weihnachtsrezept als recht international! Dass das für viele „Zutaten“ des Weihnachtsfestes gilt, läßt sich in der stimmungsvollen Weihnachtsausstellung im Landesmuseum feststellen. Und vom Weihnachtsstern bis zur Dattel, von der Mandarine bis zum Weihnachtskaktus – erstaunlich oft spielen Pflanzen und ihre Produkte eine wichtige Rolle! Und hier das Rezept übertragen in unsere Zeit zum Ausdrucken und Nachbacken, ggf. die Menge halbieren oder dritteln:

1 kg Mehl
1 kg Zucker
12 Eier
geriebene Schale von 2 Bio-Zitronen, alternativ Zitronenaroma
60 g Zitronat
7 g gemahlene Gewürznelken (Nelkenpulver) (1 stark gehäufter Teelöffel)
8 g Zimtpulver (2 gehäufte Teelöffel)
8 g gemahlener Kardamom (2 gehäufte Teelöffel)

Eier, Zucker und Gewürze sowie Zitronenschale und Zitronat in eine Schüssel geben und gut vermischen. Nach und nach das Mehl hinzugeben. Von der fertigen Mischung teelöffelweise Teig auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Im vorgeheizten Ofen etwa 15 Minuten backen (E-Herd: 150 °C/Umluft: 125 °C/Gas: Stufe 1).