Bilder der Welt: Lichtscheue Schätze im Graphik-Depot

Maximal drei Monate dürfen die lichtscheuen Schätze der Graphischen Sammlung der MHK pro Jahr ausgestellt werden. Um sie vor Lichtschäden zu schützen, werden über 60.000 Aquarelle, Zeichnungen, Gouachen, Kupferstiche, Holzschnitte, Plakate und illustrierten Bücher bei konstanten 20 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit im Dunkeln verwahrt. Hendrickje Kehlenbeck, Volontärin der Graphischen Sammlung, schließt für uns das Depot auf.

Abb.: Hendrickje Kehlenbeck, Volontärin der Graphischen Sammlung, im Depot

Als sich die Tür öffnet, empfangen uns zahlreiche graue Schränke, die auf zwei Etagen in mehreren Räumen verteilt sind. Für den Moment lässt sich kaum vermuten, welche Kostbarkeiten hier gut verschlossen aufbewahrt werden. »Archive sammeln die Schriftquellen, Bibliotheken das Wissen und Graphische Sammlungen die Bilder der Welt«, erklärt Hendrickje Kehlenbeck. Der Blick in Schubladen und hinter Schranktüren zeigt, was damit gemeint ist. Nach Formaten und Künstlern geordnet schlummern in so genannten »Kapseln« über 6 Jahrhunderte Geschichte: Zeichnungen und Druckgraphik vom späten Mittelalter bis in die Moderne.

Abb.: »Kapseln« schützen die Graphischen Sammlung im Depot vor Lichtschäden

»Man muss sich vorstellen, dass die Druckgraphik vor der Erfindung der Fotografie eine unschätzbare Informationsquelle war. Bilder von Herrscherfamilien, Festen oder Reisen konnten erstmals vervielfältigt werden«, erläutert Hendrickje Kehlenbeck. »Künstler waren zudem nicht mehr nur an einen Auftraggeber gebunden, sondern bekamen die Möglichkeit ein breites Publikum zu erreichen. Einige Zeugnisse dieser Zeit hüten wir jetzt hier.«

Rembrandt Harmenszoon van Rijn, Radierung, MHK

Gemeinsam werfen wir noch einen Blick auf ein Herzstück der Kasseler Bestände: Die Sammlung der Landgrafen. Kupferstiche, Holzschnitte und Radierungen wurden in große Folianten (Bildbände) geklebt und dienten den Landgrafen als bildliches Nachschlagewerk. In einem auf drei Jahre angelegten Drittmittelprojekt werden die so genannten Klebebände aktuell erschlossen und digitalisiert.

Abb.: Klebebände in der Graphischen Sammlung, MHK

Um die fragilen Schätze der Graphischen Sammlungen zugänglicher zu machen, öffnen einmal jährlich zum Wochenende der Graphik bundesweit die Depots.  Am 10. und 11. November können sich Besucher in Kassel auf Führungen im Hessischen Landesmuseum, der Neuen Galerie und dem Schloss Wilhelmshöhe rund um das Thema »Arbeiten auf Papier« freuen. Hier finden Sie das vollständige Programm zum Wochenende der Graphik

Während der Woche besteht zudem nach telefonischer Anmeldung die Möglichkeit, Werke der Sammlung ohne Glas und Rahmen im Studiensaal des Kirchflügels von Schloss Wilhelmshöhe aus der Nähe zu betrachten. Die Anmeldung wird unter Tel.: 0561 316 80-0 erbeten.