Die documenta geht, die Musik bleibt: Neues in der Neuen Galerie

Zum 14. Mal fand 2017 die documenta als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst statt. Zum ersten Mal wurde neben Kassel ein zweiter gleichwertiger Standort bespielt: Athen. Aber egal, wo man sich auf der documenta 14 auch befand, Musik lag nahezu überall in der Luft und zog Besucher in den Bann der Kunst. »Diese besondere Atmosphäre wollten wir unbedingt einfangen und in Kassel dauerhaft erlebbar machen« sagt Elena Pinkwart, die als Volontärin in der Neuen Galerie Ankaufsvorschläge mit ausgewählt hat.  »Schon seit 1982 werden im Anschluss an die documenta Werke für die Sammlung in der Neuen Galerie erworben.  Im letzten Jahr haben wir uns gemeinsam mit der Ankaufkommission schnell für die  Skulpturengruppe Music Room, Athens von Nevin Aladağ entschieden.«

Bild: Nevin Aladağ, Music Room, Athens (Ensemble 3), MHK

Die Arbeiten von Aladağ haben einzigartige und überraschende Momente in den (Welt-)Kunstausstellungen 2017 erzeugt: Eine Wand aus Keramik-Hexagonen im Hessischen Landesmuseum, zu Instrumenten umgebauten Möbel in Athen und eine Videoarbeit und Performance bei der Biennale in Venedig. »Das Musikzimmer hat es uns besonders angetan«, schwärmt Elena Pinkwart. »Nevin Aladağ hat schon mehrere Musikzimmer geschaffen. Sie entstanden immer für einen bestimmten Ort in einem bestimmten Kontext. Bei der Athener Version handelt es sich um Möbel von Athener Trödelmärkten, die die Künstlerin von traditionell arbeitenden griechischen Instrumentenbauern zu bespielbaren Musikinstrumenten umbauen ließ. Die Geschichte hinter den Instrumenten kann man hören. Es wird deutlich, dass Musik immer ein Teil von Kultur ist, die sich stets im Wandel befindet.«

Bild: Nevin Aladağ, Music Room, Athens (Ensemble 3), Table Chimes, MHK

In Athen wurde das Kunstwerk täglich von ortsansässigen Musikern zum Klingen gebracht. In Kassel gibt es nun auch die Gelegenheit die Klangkörper live zu erleben:

Donnerstag, 3. Mai 2018 I 18–18.30 Uhr
Musikalische Performance mit Ji-Youn Song und Olaf Pyras:
Music Room, Athens (Ensemble 3)

Eintritt inkl. Performance: 6/4 Euro
Neue Galerie, Schöne Aussicht 1, 34117 Kassel

Gespielt werden die Instrumente in Kassel von Ji-Youn Song und Olaf Pyras, die Teil des bekannten Kasseler Trio Omphalos sind. Den Musikern fällt sofort auf, dass den Instrumenten ihre griechische Herkunft anzusehen und -zuhören ist. Beherzt spielt Pyras die Milchkännchen-Rassel und trommelt auf einem Kochtopf. Bei Ji-Youn Song  wird die griechische Lyra (ehemals ein Stuhl) zum koreanischen Saiteninstrument. Man kann sich dabei viele Fragen stellen, etwa wie die Identität von einem in ein anderes Land migrieren kann. Was nimmt man mit? Was lässt man dort? Oder man hört einfach zu…

Bild: Nevin Aladağ, Music Room, Athens (Ensemble 3), (v.l.n.r.) Chair Lyra, Pot Timpani, Briki Shaker, Lid Cymbals II, MHK

Wer jetzt schon einmal in die Welt des Musikzimmers lauschen möchte, hört und schaut in den wunderbaren Beitrag  »Kunst mit Küchle: Music Room von Nevin Aladağ« von hr2-Autorin Tanja Küchle.