Der Urlaub steht kurz bevor und es kommt Vorfreude auf die geplante Reise auf. Unser Ziel ist das landgräfliche Kassel, Rom und die antike Welt. Die Tour führt uns durch 250 Jahre Sammlungsgeschichte; sie beginnt und endet in Schloss Wilhelmshöhe.
Der Begründer der Antikensammlung, Landgraf Friedrich II., begrüßt uns schon im Eingangsbereich vom Schloss Wilhelmshöhe. Sein Porträt hängt dort auf der rechten Seite, wir wenden uns aber gleich nach links in Richtung »Romsaal«. Auf dem Weg dorthin erfahren wir, dass bereits Friedrichs Vater Wilhelm und Großvater Carl schon Antiken sammelten. Landgraf Carls Begeisterung für die Antike zeigt sich besonders im monumentalen »Kassler Herkules«, den er als Sinnbild seiner Macht über den Bergpark Wilhelmshöhe errichten ließ. Landgraf Wilhelm kaufte sowohl antike als auch antikisierende – also der Antike nachempfundene – Kunstwerke.
Rom war schon im 18. Jahrhundert ein beliebtes Reiseziel. Die »Grand Tour« war zu dieser Zeit Teil der Allgemeinbildung von Adeligen, sodass sich auch Friedrich 1776/77 auf den Weg nach Süden machte. Inkognito, verkleidet als Graf von Schaumburg, bereiste er u.a. Neapel und Rom und besichtigte dort die weitbekannten Museen, Sammlungen und Ausgrabungen. Sein Ziel war es, antike Kunstwerke für das neu geplante Museum Fridericianum anzukaufen.
Über den Landweg, per Schiff und im Handgepäck des Landgrafen erreichten die Antiken schließlich Kassel. Darunter befanden sich u.a. Münzen, kleine Bronzestatuetten, Marmorstatuen und einige Korkmodelle, die im Museum Fridericianum angemessen präsentiert wurden. Mit dem Neubau des Museums ging auch die Gründung der Gesellschaft für Altertümer einher. Die sog. »Société des Antiquités« hatte den Auftrag, die Kasseler Antiken zu erforschen und zu bearbeiten. Ihr Vorbild war Johann Joachim Winckelmann, der als der Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte gilt. Seine Büste ist gleich doppelt im Romsaal aufgestellt.
Eine Besonderheit der Kassler Antikensammlung sind die 33 Korkmodelle römischer Ruinen. Sie waren äußerst beliebte aber auch kostspielige Souvenirs im 18. Jahrhundert. Friedrich bestellte die Monumente bei dem Modellbauer Antonio Chichi in Rom, der sie über Bremen nach Kassel schickte. Das Kolosseum, das Pantheon und das Tivoli-Modell befinden sich heute im Romsaal, der Großteil ist jedoch im Untergeschoss von Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt.
Auf unserem Rundgang durch 250 Jahre Antikensammlung in Kassel konnten wir nur die Highlights der Ausstellung betrachten. Wer mehr erfahren und wissen möchte, der sollte einmal selbst im Schloss Wilhelmshöhe vorbei kommen!
Das muss mit: Der Museumsführer »Schloss Wilhelmshöhe. Die Antikensammlung« (2018)
Geheimtipp: Die Alabastervase vom Palatin ist zwar ein bisschen versteckt, aber wunderhübsch anzusehen
Kleines Souvenir: Der Herkules-Radiergummi aus dem Shop im Schloss Wilhelmshöhe