Restaurierungsmaßnahmen an der Löwenburg

Zu einer Ritterburg gehören tiefe Burggräben, dicke Mauern, hohe Zinnen und wehrhafte Türme. Der Bergfried der Kasseler Löwenburg wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und ergänzt jetzt wieder das Bergparkpanorama in seiner ganzen Pracht. Der Wiederaufbau erfolgte in Kunsttuff – einem ganz besonderen Material…

Blick von der Wolfsschlucht auf den Bergfried der Löwenburg, Foto MHK

Eigens für die Löwenburg entwickelt, ist der Kunsttuff eine spezielle Mischung aus Resten von natürlichem Tuff, Basaltsplitt, Sand und Bindemittel. Optisch orientiert sich der Stein am übrigen Erscheinungsbild der Burg, die am Ende des 18. Jahrhunderts als mittelalterliche Ruine gebaut wurde. Der Architekt Heinrich Christoph Jussow verwendete dafür den porösen Tuffstein, der in Nordhessen häufig zu finden ist. Denn vor 20 bis 7 Millionen Jahren v. Chr. war das Gebiet des Habichtswaldes noch eine raue Vulkanlandschaft. Beim Ausbrechen spuckten die Vulkane kleine Teilchen der unter der Erde liegenden Gesteinsschichten in einer Asche- und Staubwolke aus. Diese lagerten sich am Fuße des Vulkans ab und vermischten sich dort mit Magma und anderen Fremdgesteinen, wie beispielsweise mit Sandstein. So entstand der natürliche Tuffstein.

Baustelle an der Löwenburg, Im Vordergrund natürlicher Tuffstein, Foto MHK

An der Löwenburg machte man sich die Eigenschaften des Tuffsteins zunutze. Das weiche, witterungsanfällige Material und der felsig-kantige Charakter des Steins verstärken den Eindruck einer ruinösen Anlage. Das war ganz im Sinne des Bauherren Landgraf Wilhelm IX. (reg. 1785–1821, später Kurfürst Wilhelm I). Er wollte die Bedeutung seines Hauses Hessen seit dem Mittelalter aufzeigen – eine Zeit, aus der angeblich auch die Löwenburg stammte. Im Inneren jedoch folgen die Räume dem typischen Raumprogramm eines barocken Lust- und Landschlosses.  

Ausblick vom Bergfried auf das Schloss Wilhelmshöhe, Foto MHK

Die Instandsetzungsmaßnahmen an der Löwenburg sind mit der Fertigstellung des Rohbaus des Bergfrieds noch nicht abgeschlossen. Wer mehr über die Arbeiten erfahren möchte, der kann am UNESCO-Welterbetag der Löwenburg einen Besuch abstatten oder an regelmäßig stattfindenden Baustellenführungen »Wir bauen für Sie. Die Löwenburg« teilnehmen.

Sonntag, 2. Juni • 13-14 Uhr
Die Löwenburg – eine Burgruine im Wiederaufbau
Architekturführung mit Dr. Micha Röhring I Führung 3 Euro